Katharsis
(griech.: Reinigung, Läuterung), poetologischer Begriff, der ursprünglich aus der Poetik des Aristoteles stammt. Er dient zur Bezeichnung des erwünschten Effektes bei der künstlerischen Präsentation von Tragödien. Die genaue Bedeutung des Reinigungsgedankens ist umstritten. Diskutiert werden vor allem eine moralisierende und eine psychologisierende Interpretation des Aristotelischen Gedankens. In beiden Deutungen aber ist die Grundidee dieselbe: Furcht und Mitleid (eigentlich »Jammer«: eleos und »Schaudern«: phobos) wirken auf den Zuschauer so erschütternd, dass sich sein psychischer Zustand in bemerkenswerter Weise und in spürbarem Maße verändert. Die bis ins 18. Jh. vorherrschende moralisierende Interpretation versteht diese Veränderung als Vorbereitung für eine moralische Besserung. Die moderne psychologisierende Deutung gibt der Veränderung eher den Sinn eines Abbaus psychischer Spannungen.
RL
LIT:
- Aristoteles: Poetik
- G. E. Lessing: Hamburgische Dramaturgie (1768/69)
- M. Luserke (Hg.): Die aristotelische Katharsis: Dokumente ihrer Deutung im 19. und 20. Jahrhundert. Hildesheim 1991
- F. Schiller: ber den Grund des Vergngens an tragischen Gegenstnden (1792)
- M. Thiele: Die Negation der Katharsis: Zur Theorie des aristotelischen Begriffs als sthetisches Phnomen. Dsseldorf 1982
- J. Volkelt: sthetik des Tragischen. Mnchen 1917.