Einheit
Die numerische E. ist nach Frege bedeutungsgleich einer Anzahl oder Vielzahl von Gegenständen, die gegen andere Gegenstände bestimmt abgegrenzt sind im Gegensatz zur Zahl Eins, die, niemals im Plural stehend, Eigenschaft eines Begriffs ist. E. bedeutet auch das Einzelne, das dann Eines ist im Gegensatz zum Vielen. – Die ontologische E. bezeichnet die globale E. des Seienden als seine Tiefenstruktur, aus der die Vielheit der Seienden als Erscheinung oder gar Schein hervorgeht, so im Neuplatonismus oder in der Vedāntalehre. Im Sinne der die aristotelischen Kategorien transzendierenden Bestimmtheit jedes Seienden ist die ontologische E. die wichtigste Transzendentalie. Es ist das ideale Ziel der Naturwissenschaften, die ontologische E. der Natur durch die Vereinheitlichung der Grundkräfte zu erreichen, wobei »Vielheit« dann »Komplexität« bedeutet. – Die erkenntnistheoretische E. bezieht sich auf die Gegenstandskonstitution, die in der Transzendentalphilosophie Funktion der E. des Bewusstseins ist; auf der Ebene der Wissenschaftstheorie gibt es das Ziel, die E. des Wissens durch E. der Wissenschaften in einer einheitlichen Sprache oder Theorie zu realisieren. – Die physische E. eines Gegenstandes besteht in seiner räumlichen Abgrenzung und zeitlichen Identität, die funktionale E. eines Systems in seiner einheitlichen Wirkungsweise.
PE
LIT:
- W. Beierwaltes: Denken des Einen. Frankfurt 1985
- G. Frege: Die Grundlagen der Arithmetik. Hamburg 1988
- K. Gloy/E. Rudolph (Hg.): Einheit als Grundfrage der Philosophie. Darmstadt 1985
- Proclus: The Elements of Theology. Oxford 21977
- W. Saltzer (Hg.): Zur Einheit der Naturwissenschaften in Geschichte und Gegenwart. Darmstadt 1990
- D. Wiggins: Sameness and Substance. Cambridge, Mass. 1980
- M. Zahn: Einheit. In: Handbuch philosophischer Grundbegriffe. Bd. 2. Mnchen 1973.