Bezeichnung
(1) Die sprachphilosophische Verwendung des Terminus ist nicht einheitlich: Teilweise wird B. gleichbedeutend mit Benennung verwendet. Zu unterscheiden ist die Benennung (Eigenname, Kennzeichnung) von der B. dadurch, dass durch den Eigennamen ein Bezug auf einen Gegenstand ausgedrückt wird, während durch die B. eine terminologische Einteilung mit Hilfe von Prädikatoren vorgenommen wird. (2) Die traditionelle Theorie sprachlicher Zeichen (Semiotik) geht davon aus, dass eine bloß subjektive Vorstellung vermittels ihrer B. durch ein vereinbartes Zeichen begriffliche Objektivität erhält. Die Funktion der Sprache besteht nach diesem Verständnis in der nachträglichen Repräsentation eines Gedankeninhalts. Die Sprachphilosophie W. v. Humboldts und im Anschluss an ihn Cassirers Philosophie der symbolischen Formen und Saussures Semiologie insistieren darauf, dass das sprachliche Zeichen durch seinen bildenden Charakter zu bestimmen sei und sich nicht durch diese Repräsentationsfunktion erklären lasse. D.h. der Akt der Gedankenerzeugung ist als sprachzeichenvermittelter Prozess aufzufassen: Indem Sprache bezeichnet, gibt sie dem unbestimmten Denken eine inhaltliche Struktur, d.h. der artikulierte Sprachlaut gliedert das Denken. Die Annahme einer vorgängigen Vorstellung ist von daher unhaltbar, vielmehr sind Vorstellung und B. als gleichursprünglich anzusehen.
PP
LIT:
- W. v. Humboldt: ber den Nationalcharakter der Sprachen. In: Schriften zur Sprachphilosophie. Bd. III. Hg. A. Flitner/K. Giel. Darmstadt 61988. S. 73
- Ders.: ber das vergleichende Sprachstudium in Beziehung auf die verschiedenen Epochen der Sprachentwicklung. In: a.a.O.S. 16 ff
- F. de Saussure: Grundfragen der allgemeinen Sprachwissenschaft. Berlin 21967.